Fluoreszenzangiographie: Informantionen & Spezialisten

30.08.2022
Leading Medicine Guide Redaktion
Autor des Fachartikels
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Die Fluoreszenzangiographie ist ein bildgebendes Verfahren. Es wird zur Diagnostik von Erkrankungen des Augenhintergrundes eingesetzt. Dabei wird ein geeigneter Farbstoff (z. B. selbstleuchtendes Fluorescein oder Indocyaningrün) als Kontrastmittel in die Blutbahn injiziert. Dadurch sind die Blutgefäße der Augen besser sichtbar.

Hier finden Sie weiterführende Informationen sowie ausgewählte Fluoreszenzangiographie-Spezialisten und Zentren.

Empfohlene Fluoreszenzangiographie-Spezialisten

Artikelübersicht

Hintergrund

Die Angiographie ist ein diagnostisches Bildgebungsverfahren, das zur Darstellung von Blutgefäßen dient. Es ist schmerzlos und risikoarm. Die Fluoreszenzangiographie ist eine Spezialform, die in der Augenheilkunde zum Einsatz kommt.

Das Verfahren basiert auf Röntgen- oder MRT-Bildern. In der Regel wird für eine bessere Darstellung ein Kontrastmittel in die Gefäße injiziert.

Die Fluoreszenzangiographie kommt häufig bei der Augendiagnose zum Einsatz. Unklare Veränderungen der Netzhaut und der Aderhaut können damit besser abgeklärt werden.

Der Mediziner untersucht dabei vor allem die Ausmaße von diabetischen Veränderungen auf die Netzhaut. Weiterhin dient dieses Verfahren

  • zur Festlegung einer eventuellen Lasertherapie,
  • zur Klassifizierung von altersbezogenen Durchblutungsstörungen der Makula sowie
  • zur Differenzierung von arteriellen oder venösen Gefäßverschlüssen.

Fluoreszenzangiographie
Die Netzhaut während einer Fluoreszenzangiographie © L. Bacud | Wikimedia Commons

Anwendungsgebiete der Fluoreszenzangiographie

Die Fluoreszenzangiographie ist vor allem für Augenerkrankungen mit Ursachen im Bereich der Augengefäße geeignet. Hierzu gehören:

Diabetische Retinopathie

Die diabetische Retinopathie ist eine durch die Zuckerkrankheit Diabetes mellitus ausgelöste Erkrankung der Netzhaut. Diabetes schädigt auch die kleinen Blutgefäße im Auge. Dadurch kommt es zu einer unbemerkten Schädigung der Netzhaut.

Im weiteren Verlauf kann es unter Umständen zur Erblindung kommen.

Eine Therapie kann den Verlauf der Erkrankung verzögern, im besten Fall auch stoppen. Als vorbeugende Maßnahme sollte eine optimale Einstellung des Diabetes mellitus erfolgen.

Antoriore ischämische Optikusneuropathie

Die antoriore ischämische Optikusneuropathie (AION) bezeichnet einen akuten Verschluss einer Augenarterie im Zinn-Haller-Gefäßkranz, die den Sehnerv versorgt. Das führt zunächst zu einer unzureichenden Durchblutung des Sehnervenkopfes. In der Folge kommt es zu einer Mangelversorgung des Sehnervs mit Sauerstoff und Nährstoffen.

Die AION stellt eine Notfallsituation dar und wird in der Umgangssprache auch als Augeninfarkt bezeichnet.

Altersabhängige Makuladegeneration (AMD)

Bei der altersabhängigen Makuladegeneration (kurz: AMD) handelt es sich um einen Verlust der zentralen Sehschärfe. Die Erkrankung tritt im höheren Lebensalter auf und schreitet weiter fort.

Obwohl die Sehschärfe stark nachlässt, ist auch im Spätstadium keine Erblindung zu erwarten. Der Sehverlust betrifft nur die so genannte Makula (zentrale Stelle der Netzhaut des Auges). Die restliche Netzhaut bleibt von der Erkrankung unberührt. Die Sehleistung im äußeren Gesichtsfeld wird dadurch nicht beeinträchtigt.

Eine Orientierung in der Umgebung ist trotz der AMD also meist auch ohne Schwierigkeiten möglich.

Die Betroffenen können aber nur noch Hell-Dunkel-Kontraste wahrnehmen. Das bedeutet in der Regel den Verlust der Lesefähigkeit und der Fahrtüchtigkeit. Betroffene können auch nur noch mit Schwierigkeiten ihre Mitmenschen erkennen.

Durchführung einer Fluoreszenzangiographie

Der Arzt benötigt vor der Durchführung Informationen über den allgemeinen Zustand des Patienten, etwa zu

Der Patient sollte dem Arzt ggf. eine Liste über einzunehmende Medikamente vorlegen.

Vor Beginn der eigentlichen Fluoreszenzangiographie verabreicht der Arzt dem Patienten Augentropfen. Sie erweitern die Pupillen. Durch die erweiterten Pupillen kann der Arzt im normalen Ruhezustand des Auges Fotos von der Netzhaut anfertigen. Im Anschluss fotografiert er das Auge unter besonderen Lichtverhältnissen. Dadurch kommt es zu einem besseren Kontrast zwischen Netzhaut und Blutgefäßen.

Nachfolgend erhält der Patient einen fluoreszierenden Farbstoff in die Armvene gespritzt. Zwei Färbemittel stehen zur Verfügung:

  • Fluorescein
  • Indocyangrün

Je nach Farbstoff läuft die Fluoreszenzangiographie ein wenig anders ab. Der Farbstoff breitet sich im Körper, vor allem aber in den Augen gut aus.

Darauf erfolgt eine Bestrahlung des Auges mit kurzwelligem, blauem Licht. Dabei werden in regelmäßigen Abständen weitere Aufnahmen der Augen gemacht. Damit lässt sich die Verteilung des Farbstoffs im Auge beobachen. Der Arzt kann dadurch beurteilen, ob im Auge Verengungen vorliegen bzw. ob die Gefäße gesund sind.

Vor allem bei Patienten mit

ist dies von besonderer Bedeutung. Auch Erkrankungen der Netzhaut oder Adergefäße können mit Hilfe der Fluoreszenzangiographie diagnostiziert werden.

Fluorescein-Angiographie

Über einen in die Arm- oder Handvene gelegten Zugang wird der Farbstoff Fluorescein in den Körper injiziert. Der Farbstoff verteilt sich im Körper und erscheint bereits nach wenigen Sekunden in den Augengefäßen.

Der Patient sitzt während der Untersuchung hinter einer speziellen Kamera oder auch einem Laser-Scanning-System. Diese Systeme halten die Einströmung des Farbstoffes in die Gefäße des Auges sowie in andere Schichten der Augennetzhaut digital fest.

Durch den Farbstoff verfärbt sich die Haut nach der Untersuchung etwas gelblich. Nach 4 bis 6 Stunden verliert sich diese Erscheinung wieder und der Farbstoff wird über den Urin ausgeschieden.

Fluorescein gehört der Gruppe der Xanthenfarbstoffe an. In der analytischen Chemie wird Fluorescein als Indikator eingesetzt.

Fluorescein hat neben dem Einsatz als Färbemittel in der Augenheilkunde vielfältige Einsatzgebiete. Er wird etwa als Farbstoff für Seifen und Badextrakte verwendet. Darüber hinaus kommt Fluorescein auch in der Durchflusszytometrie und der Fluoreszenzmikroskopie zum Einsatz. Damit lassen sich unter anderem Krankheitserreger in

  • Zellen,
  • Flüssigkeiten oder
  • Geweben

nachweisen. Fluorescein hat eine sogenannte hohe Quantenausbeute von bis zu 93 Prozent.

Dennoch hat der Farbstoff auch Nachteile. So hängt die Intensität des Farbstoffes vom pH-Wert ab. Fällt dieser unter einen Wert von 7, sinkt die Intensität. Außerdem geht die Fluoreszenz unter Beleuchtung sehr schnell zurück, das Fluoreszenzmaximum ist nicht ausreichend scharf.

Fluorescein gibt es in zwei verschiedenen Strukturen:

  • die offene Carbonsäure-Form (stabil, im festen Zustand rote Kristalle) und
  • die Spiro-Lacton-Form (instabil, bildet eine gelbe Verbindung).

Indocyaningrün-Angiographie

Die Indocyaningrün-Angiographie läuft genauso ab wie die Fluorescein-Angiographie. Indocyaningrün (kurz: ICG) stellt vor allem die Aderhautgefäße sowie die Strukturen der Aderhaut dar. Mit diesem Verfahren ist daher eine tiefere Darstellung der Schichten der Netzhaut möglich.

Eine Angiographie mit dem Farbstoff Indocyangrün erfordert speziell dafür ausgerichtete Laser-Scanning-Systeme. Daher ist sie apparativ sehr aufwändig.

Der Farbstoff wird über die Leber abgebaut und durch die Gallenwege ausgeschieden. Indocyangrün ist ein jodhaltiger, gut verträglicher Farbstoff. Aus diesem Grund sollte gegen Jod keine Unverträglichkeit vorliegen.

Bei

sollte eine Indocyangrün-Angiographie nicht durchgeführt werden.

Besteht eine Überfunktion der Schilddrüse, sollte die Behandlung nur nach Rücksprache mit dem behandelnden Arzt erfolgen.

Der Farbstoff Indocyangrün (kurz ICG von engl: indocyanine green) ist ebenfalls ein fluoreszierender Farbstoff. Er kommt vorrangig in der Medizin als Indikator zum Einsatz und hat eine Halbwertzeit von etwa 3 bis 4 Minuten. Danach wird er nach intravenöser Verabreichung sowie in Abhängigkeit von der Leistung der Leber aus dem Körper eliminiert.

Das so genannte ICG-Natriumsalz ist in Pulverform erhältlich. Dadurch lässt er sich in verschiedenste Lösungsmittel einsetzen. Um eine bessere Löslichkeit zu erreichen, wird dem Pulver Natriumiodid beigemengt.

Nebenwirkungen, Komplikationen und Risiken der Fluoreszenzangiographie

In der Regel ist die Fluoreszenzangiographie für den Patienten schmerz- und komplikationslos. Meist kommt es für einen Zeitraum von etwa ein bis zwei Tagen nach der Durchführung zu einer Gelbfärbung der Haut sowie des Urins. Dieser Zustand kann bis zu 24 Stunden anhalten, es erfolgt eine Ausscheidung des Farbstoffs über die Niere.

Bei der Fluoreszenzangiographie wird die Pupille erweitert. Unter Umständen können Patienten während und nach der Untersuchung deswegen weitere Nebenerscheinungen wahrnehmen:

  • bei starker Blendungsempfindlichkeit: Lichtempfindlichkeit direkt nach der Untersuchung. Nehmen Sie eine getönte Brille für den Nachhauseweg mit zur Untersuchung
  • Verschlechterung des zentralen Sehens, weshalb die Fahrtüchtigkeit eingeschränkt und damit das Führen eines Fahrzeugs nicht gestattet ist

In der Regel kommt es eher selten zu allergischen Reaktionen auf die Farbstoffe Fluorescein oder Indocyangrün. Geschieht das dennoch, können

  • Hautausschlag,
  • Juckreiz oder
  • im schlimmsten Fall auch Atemnot

auftreten. In diesen Fällen erhält der Patient in Abhängigkeit der Schwere der Symptome

  • ein orales oder injizierbares Antihistaminikum oder
  • ein cortisonhaltiges Präparat.

Auch Übelkeit und Erbrechen sowie Schwindel können nach der Untersuchung in seltenen Fällen vorkommen. Diese Nebenwirkungen sind aber nur von kurzer Dauer.

Nur sehr selten wurden aufgrund der Injektion an der Einstichstelle

  • Gewebereizungen,
  • Infektionen,
  • Narben oder
  • Nervenschäden

beobachtet.

Nach der Untersuchung

Im Anschluss an die Untersuchung erfolgt in der Regel eine Auswertung und Besprechung der Befunde. Dadurch lässt sich ein weiterer Behandlungsplan gemeinsam mit dem Augenarzt erstellen.

Generell gilt: Aufgrund der Weitstellung der Pupillen darf der Patient nach der Untersuchung über einen Zeitraum von mehreren Stunden nicht selbst Auto fahren.

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